Was verraten Röntgen- und MRT-Aufnahmen?

(Lesezeit ca. 4-7 Minuten)
Im Jahr 2016 wurden nach Berechnungen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) insgesamt rund 137 Millionen Röntgenuntersuchungen durchgeführt. Davon ungefähr 59 Millionen im Bereich Zahnmedizin.
Ganz egal ob Sportunfall, akute Schmerzen mit klarer Ursache oder anhaltende und wiederkehrende Schmerzen ohne direkt erkennbaren Auslöser – ein Röntgenbild oder ein MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie oder „die Röhre“) werden sehr häufig als diagnostisches Werkzeug eingesetzt.
Als Physiotherapie in Rostock bekommen wir immer wieder Fragen zu Röntgenbildern und MRT-Aufnahmen gestellt.
Gerade bei Schmerzen gibt es jedoch einige Dinge, die bei der Auswertung der Ergebnisse zu berücksichtigen sind.

In diesem Artikel der Physiotherapie Meyer in Rostock erfährst du:

 

  1. Wie die Ergebnisse der bildgebenden Diagnostik leider oft verstanden und erklärt werden.

  2. Wie unterscheiden sich schmerzhafte von nicht-schmerzhaften Aufnahmen?

  3. Was du ÜBER DIE AUSWERTUNG VON RÖNTGEN ODER MRT AUFNAHMEN wissen musst


Wenn es passiert, passierts.
Heftige Schmerzen!
Ob sie auf der Arbeit oder während der Freizeit beim Sport oder Haushalt entstanden sind, es ist ein Ereignis, wovon einiges in der nächsten Zukunft abhängt.

Fragen, die du dir stellst

  • Kannst oder darfst du damit arbeiten?
  • Kannst du dich versorgen?
  • Kannst du deine verschiedenen Rollen ausführen? (Elternsein, Hobbys nachgehen, Verantwortung für andere Menschen übernehmen?)
Diese Fragen sind unheimlich wichtig und begleiten dich auch auf der diagnostischen Suche nach der Ursache.
Nach der Vorstellung in der Allgemeinmedizin (Hausarzt/-ärztin) oder in der Orthopädie findet vor der Physiotherapie in vielen Fällen eine Röntgenuntersuchung statt.

Die Röntgenuntersuchung – was kann sie dir verraten?

Die schmerzende Stelle wird so positioniert, dass die verschiedenen Gewebe des Körpers wie Knochen, Gelenken oder der Wirbelsäule zu sehen sind. Dann bitte nicht bewegen – und – klick.
Jetzt ist es dort schwarz auf weiß zu sehen: DAS ist der Grund für deine Schmerzen!

Ohje, denkst du jetzt. Der Körper ist hinüber und den Schmerz wirst du wohl nicht mehr los. Wie sollst du das je wieder hinkriegen?
Manchmal folgt auch der gut gemeinte Rat – „Sie müssen sich damit abfinden und lernen, mit dem Schmerz zu leben.“
Diese Aussage ist so überwältigend, macht traurig und die eigentlich natürliche Hoffnung auf Besserung verschwindet möglicherweise.
Diese Erfahrung machen nicht nur Patient:innen in unserer Physiotherapie in Rostock, sondern weltweit.

Bandscheibenvorfall, Sehnenrisse und Kniearthrose schmerzen immer. Oder?

Ob Arthrose, „Knorpelschäden“, Bandscheibenvorfälle und auch (An-)Risse der Rotatorenmanschette in der Schulter immer wehtun müssen, haben einige Forschungsgruppen untersucht und auch schmerzfreie (!) Menschen durch die Röhre geschickt.
Heraus kamen erstaunliche Ergebnisse:

Diese Befunde sind also sehr häufig in der Allgemeinheit verstreut, ohne dass sie wehtun müssen. Genauer gesagt – meistens tun sie nicht weh.
Speziell im Bereich der Wirbelsäule werfen wir einen genaueren Blick drauf:
In dieser Ansicht wird gezeigt, wie hoch die Anzahl der Menschen in Prozent ist, die in der Altersgruppe den jeweiligen MRT-Befund haben.

Zusammengefasst – je älter man wird, desto mehr dieser Befunde werden im MRT sichtbar werden. Auch schmerzfrei.
Jetzt schauen wir uns nur Veränderungen der Bandscheiben (blau) und Arthrose der Wirbelgelenke an. (Facettendegeneration in gelb)

Grafisch gezeigt – die gleiche Aussage. Je älter die Altersgruppe ist, desto häufiger sind solche Veränderungen zu sehen.
Älter werden macht also ganz natürlich solche Befunde häufiger sichtbar.

Jetzt wird es spannend!

Schaut man sich zusätzlich an, in welchem Alter die Menschen generell am meisten Rückenschmerzen haben und legt diese Kurve (orange) einmal darüber, wird folgendes sichtbar:

Im Alter zwischen 35 und 55 Jahren berichteten die meisten Menschen über Schmerzen.
Die Altersgruppen nach 55 Jahren haben wieder deutlich seltener Schmerzen.
Wenn die als „Schäden“ bezeichneten Veränderungen des Körpers die Ursachen für Schmerzen sind, müsste die orangefarbene Linie ebenfalls den gleichen Verlauf haben.
Allerdings gibt es nicht die eine Ursache für Schmerzen.
Schmerz ist immer multifaktoriell. (O’Sullivan et al., 2018)
Das heißt, dass es nicht die eine Ursache, sondern viele Faktoren gibt, die dazu beitragen, ob jemand Schmerzen hat oder nicht.
Ein verändertes Röntgenbild oder ein MRT Befund allein reicht nicht aus, um Schmerzen genau zu analysieren.
Als Physiotherapie in Rostock sehen wir daher den Schmerz als ein aktuelles Ereignis der Biologie und suchen nach Gründen, warum die Biologie – also du – diesen Zustand akut oder auch schon über eine lange Zeit produziert.

Schmerzen im Alter. Ganz normal. Ein Mythos!

Aber warum sind die Schmerzen am häufigsten im mittleren Alter?
Irgend etwas muss in diesen Altersgruppen von 35-55 anders sein, als in den anderen.

Was ist in diesem Alter los?

Eigene Anforderungen, Stress, Karriere, Kinder, schlechte Schlafqualität, Verantwortung für viele Personen übernehmen, wichtige Entscheidungen fürs Leben und im Beruf treffen, Bewegungsmangel oder Überlastungen. Viele Dinge davon und noch viele mehr beobachten wir tagtäglich auch bei unseren Patienten, die zur Behandlung in die Physiotherapie Meyer in Rostock Lütten Klein kommen.
Hier wird es etwas fachlicher.
Genauer handelt es sich um viele Faktoren aus verschiedenen Bereichen, die einen Einfluss auf Schmerzen haben können.
Während manche davon nicht veränderbar sind, können andere in und durch eine Therapie vielleicht beeinflusst werden.
Einige einmal in der Tabelle dargestellt:
Positive Einflussfaktoren auf Rückenschmerzen
Negative Einflussfaktoren auf Rückenschmerzen
Kognitiv:
Zuversicht und positive Überzeugungen z.B.:
„Ich kann das schaffen“
„der Körper heilt“
„Belastung ist nicht schädlich und kann mich (gut dosiert) belastbarer machen“
Achtsamkeit
Selbstwirksamkeit (Ich tue etwas und trage selbst zur Verbesserung bei!)
Kognitiv:
Negative Überzeugungen: z.B. „Mein Körper ist kaputt“
„Schmerzen bedeuten Schaden!“
„Das werde ich nie wieder los.“
Katastrophisieren – davon überzeugt sein, dass die Schmerzen das schlimmste bedeuten und alles, was diese Schmerzen auslöst, es nur noch schlimmer machen wird.
Niedrige Selbstwirksamkeit:
„Ich kann nichts tun. Jemand muss mir meine Schmerzen heilen.“
Emotional:
Erholungs- und Widerstandsfähigkeit im Umgang mit Stress / Resilienz
Geringe Furcht/Sorge/Ängstlichkeit
Positive Einstellung/Stimmung
Emotional:
Stress, Angst, Ängstlichkeit
Schlechte Stimmung, Ärger, Frust, Kummer/Traurigkeit
Umgang mit Schmerzen:
sich auf die jeweilige Situation einstellen
Umgang mit Schmerzen:
Stark schonend – Schmerzen vermeidend oder Schmerzen ignorierend/durchhaltend
Körperliche Faktoren:
Regelmäßige und ausgleichende Belastung (auch Training), Fitness
Körperliche Faktoren:
Ständig körperlich überlastend, oder durch Schonung und Vorsicht auch Körperlicher Abbau, Kraft-, Ausdauer-, Reaktionsfähigkeitsverlust, Schmerzen ständig auslösend durch eigene Provokation
Lebensstilfaktoren:
Körperlich aktiver Lebensstil, guter Schlaf, Nichtraucher, gesundes Körpergewicht
Lebensstilfaktoren:
Körperlich inaktiver Lebensstil, schlechter Schlaf, Übergewicht, Raucher
(O’Sullivan et al., 2018)
So können es viele Faktoren sein, die mit dazu beigetragen haben, dass du mal Schmerzen entwickelt hast.
Und wenn du dir die Tabelle anschaust, erkennst du viele Dinge, die vielleicht sogar mit Physiotherapie veränderbar sind.

 

Ein Bild zeigt Veränderungen und Auffälligkeiten. Keinen Schmerz. Wie bei diesem Telefon.
Auf einem Bild sehen wir lediglich Anatomie. Keine Wahrnehmungen oder Gefühle. Keine Schmerzen.

Warum Schmerzen nichts mit einem Schaden zu tun haben müssen

Schmerzen müssen nicht bedeuten, dass etwas am Körper kaputt ist.
Beispiele:
  1. Du hattest sicher einmal einen blauen Fleck, den du erst dann schmerzhaft gespürt hast, nachdem du ihn beim ausziehen entdeckt hattest, oder?
    Der „Schaden“ und die Einblutung war jedoch schon da, während du die Hose noch angezogen hattest.
    Wenn Schmerz und Schaden stark zusammenhängen, hättest du keine schmerzlose Zeit mit dem unentdeckten blauen Fleck haben dürfen. Hattest du aber.

     

  2. Wir brauchen nicht einmal einen Körper, um Schmerzen spüren zu können.
    Es gibt Menschen, denen wurde z.B. ein Bein abgenommen. Bei manchen Menschen juckt dennoch hin und wieder der nicht mehr vorhandene Fuß. Es kann sogar sein, dass hin und wieder Phantomschmerzen auftreten. Schmerzen dort, wo kein Körper mehr ist.
    Manche Menschen, die ohne diese Gliedmaßen auf die Welt gekommen sind, können tatsächlich ihre Phantomgliedmaßen spüren, obwohl sie sie nie hatten. Es hat also auch nichts mit einem (Schmerz-)Gedächtnis und einer Erinnerung zu tun. (Ramachandran, 2002)

  3. Du bist im Winter bei Minusgraden draußen.
    Nach einer ganzen Weile gehst du aus der (im Prinzip gefährlichen) Kälte wieder ins Warme zurück. Du wäschst dir mit warmem Wasser die Hände und erschreckst dich, weil deine eiskalten Hände plötzlich schmerzen.
    Auch hier hat der Schmerz nichts mit einem Schaden zu tun.

Zur Beurteilung von Schmerzen reicht ein Bild vom Röntgen oder eine Aufnahme aus dem MRT einfach nicht aus. Für eine gute und erfolgreiche Behandlung in der Physiotherapie in Rostock ist daher ein weiter Blick auf die anderen Faktoren des Lebens entscheidend.
Häufig sind die Schlüssel zur Besserung aus der verzwickt schmerzhaften Phase etwas versteckt in der eigenen Geschichte zu finden.

Wenn du für die Behandlung deiner Beschwerden Hilfe in Rostock benötigst, melde dich an und starte deine Therapie in der Physiotherapie Meyer Rostock.


Quellen: